Auf Laos haben wir uns besonders gefreut, die zweitletzte Station unserer langen Reise durch Asien. Dieses kleine Land zwischen Burma, China, Vietnam, Kambodscha und Thailand ist die grüne Perle Südostasiens: zu mehr als zwei Dritteln bewaldet, davon zehn Prozent Primärwald, mit einer immensen Biodiversität gesegnet, schroffe Karstfelsen überwuchert vom üppigen Dschungel, große träge braune Flüsse, palmengesäumte Reisfelder bis zum Horizont – die Natur hat in Laos die Überhand.
Ausflüge zu Wasserfällen und Höhlen, faul auf einem Schlauch den monsungeschwollenen Fluss heruntertreiben oder den Sonnenuntergang in der Hängematte auf einer der ‘Four Thousand Islands’ des Mekong bewundern, das sind nur einige der vielen Outdoor-‘Aktivitäten’, die Laos bietet. Wenn man mehr Zeit hat, kann man im abgelegenen Dschungel trekken gehen, sich mit Ziplines von Baumwipfel zu Baumwipfel schwingen und die längsten Höhlen Asiens erforschen, in die man mit dem Boot fährt und wo es vor 25cm-Spinnen nur so wimmelt. Indiana Jones lässt grüßen. Machen wir dann das nächste Mal.
Laos wirkt nach vier Wochen China unglaublich authentisch. Die alten buddhistischen Tempel von Luang Prabang strahlen diese Authentizität besonders stark aus, aber auch der verschlafene franco-indochinesische Charme von Champasak oder Savannakhet und die kleinen Dörfer hoch oben auf dem Bolaven-Plateau wirken irgendwie echt und nicht nur für Touristen erschlossen. Alles strahlt hier Gemütlichkeit und Ruhe aus, und das ist ansteckend. Eine Wonne, auf dem alten Holzboden im Tempel oder der Veranda des kleinen Kolonialhauses zu sitzen und nachzudenken oder einfach nichts zu tun.
Wenn sich die Hitze des Tages etwas legt und man vom Nichtstun erschöpft ist, steht die nächste Freude an. Ob Traditionelles wie Laap, Papaya-Salat und Bananenblatt-gegarter Mekongfisch aufgetischt wird oder Koloniales wie Croissant, Paté-Baguette und Café au lait, eine Gaumenfreude ist das immer. Ganz besonders gut schlemmen kann man im ‘Tamarind’ in Luang Prabang und im ‘Vilaylac’ in Vientiane, aber auch in den vielen Barbecue-Restaurants gibt es für wenig Geld viel kulinarischen Spaß.
Laos hat uns stark an Nepal erinnert, nicht so sehr landschaftlich, aber doch sehr vom Entwicklungsstand her. Die beiden Länder schenken sich nicht viel in Bezug auf Armut und Unterentwicklung. Laos hat zwar eine deutlich bessere Elektrizitätsversorgung und ein besseres Straßennetz als Nepal, und in Vientiane fahren viel mehr Toyota Hilux herum als in Kathmandu, aber im Human Development Index der UN rangiert das Land nur sechs Plätze vor Nepal, und das spürt man auch, wenn man durch entlegene Dörfer im Norden fährt und nackte Kinder neben der Straße im Wasser spielen sieht.
Was uns als authentisch und gemütlich vorkommt, ist leider auch Ausdruck fehlender Entwicklung und einer völlig undynamischen Wirtschaftssituation. Wie anderswo sind es die autoritären, inkompetenten und egoistischen Elite-Cliquen, die hier unter dem Deckmantel des Kommunismus für ihren Machterhalt ein hohes Maß an Ungleichheit benötigen. Die Mechanismen sind Standard: Klientelismus, Korruption und Abschottung gegenüber allem, was den Status Quo gefährden könnte. Die Eliten sind verantwortlich für die Ausbeutung und Verschwendung der Ressourcen ihres Landes und für die Sicherung und den Ausbau eines institutionellen Rahmens, der es nicht zulässt, dass sich das Potential des Landes und seiner Bevölkerung auf absehbare Zeit entfalten kann.
Als Reisender hat man das Privileg, die Sonnenseiten eines Landes zu genießen, ohne mit der oft betrüblichen Realität allzu viel zu tun zu haben. Laos ist eines dieser Länder, in denen man von Tourismusoase zu Tourismusoase reisen kann. Mit dem eigenen Auto hat man etwas mehr Möglichkeiten, sich die Realität dazwischen anzuschauen, aber letztendlich fühlt man sich in den ‘Blasen’ doch wohler. Ein leises schlechtes Gewissen steigt in einem auf, doch wir tragen nicht die Hauptverantwortung für diese Ungleichheiten. Die alten Kolonialmächte vielleicht teilweise. Am meisten stehen aber diejenigen in der Pflicht, die im eigenen Land davon profitieren, dass hier noch immer das Gesetz des Dschungels herrscht.
Hier gibt es ein noch ein paar Bilder aus Laos.