Projekt Biogasanlage

ggc 2047Energieerzeugung aus Biomasse ist eine bewährte Technologie, die nur Vorteile hat: Sauber, nachhaltig, kostengünstig. In Nepal hat man das früh erkannt und schon in den Fünfzigerjahren  eine erste Biogasanlage entwickelt. In den 1970ern wurde von der Regierung ein Biogasprogramm gestartet, das ab den 1990ern von der niederländischen SNV und der deutschen KfW professionell gemanagt und finanziell unterstützt wurde. Ein standardisiertes ‘Nepal-Design’ für Biogasanlagen, GGC 2047 genannt, wurde eingeführt. Gleichzeitig konnte ein Subventionsprogramm aufgelegt werden, das die Installationskosten neuer Anlagen für breite Teile der Bevölkerung erschwinglich machte. Diese beiden Faktoren trugen zur massiven Verbreitung der Technologie bei: Heute gibt es mehr als 250.000 Biogasanlagen in Nepal, mit deren Gas gekocht und beleuchtet wird.

Frauen beim Brennholzschleppen

Frauen beim Brennholzschleppen

Bei unseren Recherchen zu Beginn unseres Aufenthaltes in Nepal stellten wir fest, dass man zum Thema Biogas in Banjhakateri und Umgebung noch nicht viel gehört hatte. Gekocht wird hier wie eh und je über dem Holzfeuer, zunehmend zwar rauchfrei am ‘Smokeless Stove’ dank einer Initiative von Klaus und den Ofenbauern, aber dennoch mit allen Nachteilen, die die Nutzung von Holz als Brennstoff mit sich bringt: Übermäßige Abholzung und in Folge starke Erosion in der Regenzeit, zeitlicher Aufwand und gesundheitliche Belastung durch das Sammeln und Tragen von Feuerholz, und natürlich, wo noch keine ‘Smokeless Stoves’ installiert sind, die Langzeitschäden der Atemwege durch den Rauch des offenen Feuers in den Hütten, vor allem bei Frauen und Kindern.

Unser Plan war einfach: Wir wollten neben dem Neubau des Health Posts eine Demo-Biogasanlage bauen, um wartende Patienten und die Dorfbevölkerung über diese Technologie zu informieren, Vorurteile abzubauen und Hilfestellung bei der Erstellung eigener Anlagen zu geben. Wir setzten uns als Ziel, dass die Anlage bei Einweihung des Health Posts bereits Gas produziert. Daher konnten wir nicht den normalen Weg durch die nepalische Bürokratie gehen, um an die Subventionen für den Bau zu kommen, und beschlossen, unsere Freunde zu Hause um Unterstützung zu bitten. Die Resonanz war umwerfend und wir hatten innerhalb von kürzester Zeit die Mittel für Bau und Betrieb der Anlage zusammen.

Der Bau startete leider etwas schleppend: Nach einem Informationsgespräch mit dem AEPC, dem ‘Alternative Energy Promotion Center’ in Kathmandu und der Recherche nach Firmen, die über Erfahrung im Bau dieser Anlagen verfügte, beauftragten wir ein Unternehmen aus der Distrikthauptstadt Tamghas mit der Installation der Biogasanlage. Man versicherte uns, dass die Baumaßnahmen innerhalb von einer Woche begonnen werden würden und nach weiteren drei Wochen abgeschlossen wären. Leider bestätigte sich aber wie so oft, dass man sich auf Aussagen und vor allem auf Terminversprechen in Nepal nicht besonders verlassen kann. Nach vier Wochen Wartezeit und ungezählten Anrufen, die nur leere Versprechungen brachten, war noch immer nichts passiert. Wir stornierten den Vertrag und hatten das Glück, dass der Bauunternehmer des Health Posts eine Firma an der Hand hatte, für die er sich persönlich verbürgte. Der Bauunternehmer selbst ist verwandschaftlich in Banjhakateri verankert, weshalb er seinen Worten Taten folgen lassen muss, um dort nicht Glaubwürdigkeit und Gesicht zu verlieren. Und siehe da: Die neue Firma stellte den Rohbau der Anlage innerhalb von einer Woche fertig.

Daten zur Anlage:

  • Volumen des Gärtanks: 6m³
  • tägliche Gasproduktion: ca. 1.400l, ausreichend für ca. 3h Brenndauer des Kochers
  • täglicher Bedarf an Kuhdung: ca. 40kg (entsprechend weniger je nach ‘Materialmenge’ aus der angeschlossenen Toilette des Health Posts)
  • Anzahl der Kühe, die für die Dungproduktion notwendig sind: 3-4

Die anfängliche Idee, mit den Spendemitteln eine Kuh anzuschaffen, mussten wir aufgeben, da sich das MCHC-Team auf die medizinischen Tätigkeiten konzentrieren soll. Stattdessen werden die Dorfbewohner einen Teil des Dungs ihrer Kühe in die Anlage füttern. Dafür werden sie den beim Gärvorgang entstehenden Flüssigmist als hochwertigen Dünger für ihre Felder erhalten.

Und das Biogasmarketing hat auch schon einen ersten großen Erfolg erzielt: Moti, der Ladenbesitzer und ‘Early Adopter’ von Banjhakateri, wird an seinem Haus eine private Biogasanlage installieren. Wir hoffen auf viele weitere Anlagen in den kommen Jahren.

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Update 02.10.2014

Wir haben neue Infos aus Banjhajkateri erhalten. Die Biogasanlage ist fertiggestellt. Wenn im neuen Health Post die Küche eingebaut ist, kann die Anlage in Betrieb genommen werden. Und so sieht die fertige Anlage aus: rechts der Mixer, in den Wasser und Dung gefüllt wird. Zentral unter dem recheckigen Betonblock der Tank, und links der abgedeckte Ausfluss.

Biogasanlage

Biogasanlage

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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