Projekt Cash Crop: Kaffeeanbau in Banjhakateri

Über 30 Prozent der Nepalis leben von weniger als 14 USD pro Monat. Ungefähr 80 Prozent der Bevölkerung leben auf dem Land und sind Subsistenz-Farmer. Selbst an an der nepalischen Definition gemessen liegt die durchschnittliche Armutsrate bei 25 Prozent, ganz im Westen und ganz im Osten des Landes sogar jenseits der 40 Prozent. Der Distrikt Gulmi, in dem Banjhakateri liegt, ist keine Ausnahme: Es gibt keine ernstzunehmende Industrie, die Distrikthauptstadt lebt vom Handel mit Basisgütern mit den umliegenden Dörfern (im wesentlichen Nahrungsmittel, Baustoffe und billige Konsumgüter) und die Infrastruktur nach unserem Verständnis beschränkt sich auf weniger als 50 Kilometer geteerte Straße und einer Niederspannungs-Stromleitung. In Banjhakateri und Umgebung leben vermutlich nahezu 100 Prozent der Menschen von subsistenter Landwirtschaft, dem Anbau von Getreide und Gemüse und der Viehzucht für den Eigenbedarf. Um an Geld zu kommen, haben die Subsistenzbauern der Region momentan nur die Möglichkeit, einen Sohn nach Indien, Malaysia oder die Golfregion zu schicken und dann von den ‘Remittances’, dem Geld, das dieser nach Hause schickt, zu (über-)leben.

Ohne Geld gibt es keine Gesundheit – leider. Dieser Zusammenhang wurde uns spätenstens hier in Nepal klar. Gute Kleidung gegen die Kälte, ausgewogene Ernährung oder aber die Medikamente nach dem Besuch im Health Post, alles kostet. Daher sehen wir in der Verbesserung der ökonomischen Situation der Landbevölkerung einen der größten Hebel zur Verbesserung der Gesundheitssituation im allgemeinen und für die Menschen in Banjhakateri im speziellen.

Reife Kaffeebohnen werden getrocknet

Kaffee: Attraktive Einkommensquelle für Kleinstfarmer

Unser Bauchgefühl bestätigte sich durch intensive Recherche und Gespräche mit Experten in Kathmandu: Kaffeeanbau bietet die beste Aussicht auf eine sichere, nachhaltige und relativ einfach zu erschließende Einkommensquelle für Kleinstfarmer. Kaffee ist ein Getränk, das sich nicht zuletzt durch die ‘Starbuckifizierung’ der Kaffeekultur weltweit stark steigender Beliebtheit erfreut. In der ersten Welt geht der Trend klar in Richtung Qualität, Exklusivität, organischem Anbau und Fair Trade. Der Distrikt Gulmi war dank optimaler geographischer und klimatischer Bedingungen einer der ersten, in dem in Nepal Kaffee angebaut wurde.

Ideale Rahmenbedingungen also für unser Vorhaben. Letztlich ausschlaggebend, das Projekt Kaffeeanbau in Banjhakateri zu starten, war dann der Kontakt zum Coffee Promotion Program (CoPP) der schweizer Organisation Helvetas. Seit 2003 bietet das CoPP Training für Farmer, technischen Support und Unterstützung bei Vermarktung und Verkauf – sozusagen das Komplettpaket, um aus einem Reis- einen Kaffeebauern zu machen.

Nach den ersten vielversprechenden Gesprächen mit dem Team vom CoPP in Kathmandu trafen wir den Distriktkoordinator in Gulmi. Wie auch im Headquarter waren wir begeistert von der Professionalität und der Bereitschaft, unser Vorhaben zu unterstützen. Neben umfassenden Informationen bekamen wir hier den Kontakt zu Kaffeekooperativen in Nachbarbezirken von Banjhakateri und vereinbarten einen Termin für das Kaffee-Anbautraining für unsere Farmer.

Nächster Schritt war eine Feldstudie: Mit Ganga und Yamlal machten wir uns Ende Januar nach Arje auf, einem Dorf sechs Stunden Fußmarsch vom Health Post entfernt. Dort besichtigten wir die Kaffee-Kooperative, konnten mit Kaffeebauern sprechen und inspizierten die Qualität der Setzlinge in der ‘Nursery’. Vor allem für Ganga, Agrartechniker des MCHC, der für alle Aktivitäten rund um den Kaffeeanbau in Banjhakateri verantwortlich sein wird, war dieser Besuch überaus spannend: er konnte sich direkt vor Ort umfassend über alle Facetten des Kaffeeanbaus informieren und bekam wichtige Hinweise vor allem für die Anfangsphase des Projektes.

Ganga informiert die Bauern und bildet Gruppen interessierter Farmer - Ward 2

Ganga informiert die Bauern und bildet Gruppen interessierter Farmer – Ward 2

Als nächstes folgte die Überzeugungsarbeit vor Ort. Wie überzeugt man Farmer, die seit Generationen Reis, Mais und Getreide anbauen, plötzlich auf Kaffee umzusatteln? Und das, obwohl die erste Ernte erst in drei Jahren zu erwarten ist? Ganga erwies sich als überzeugender Motivator. In drei Ortsteilen von Banjhakteri, den sogenannten Wards, organisierte er Meetings, bei denen er die Farmer von den Vorteilen des Kaffeeanbaus überzeugen konnte. Eine der wichtigsten Fragen der Bauern war, ob die Affen, die vor allem im Winter über ihre Felder herfallen, auch den Kaffee fressen würden. Nachdem diese und andere Fragen geklärt waren, fanden sich aus jedem der drei Wards etwa zehn Bauern, die geeignete Felder hatten und bereit waren, das Risiko Kaffeefarming einzugehen.

Mit dieser Gruppe von hochmotivierten Farmern fand Ende Februar die dreitätige Kaffee-Schulung statt. In Theorie und Praxis teilten zwei Trainer des CoPP ihre langjährigen Erfahrung im Kaffeeanbau mit den Schulungsteilnehmern. Didaktisch und methodisch waren die beiden absolute Profis, und das Training wurde begeistert aufgenommen. Im Praxisteil der Schulung lernten die Farmer, wie man das Layout eines Kaffeefeldes festlegt und was beim Pflanzen zu beachten ist. Abschließend wurde der Baseline-Survey durchgeführt: Beim Rundgang über die Felder der Bauern vermaßen die beiden die Meereshöhe, prüften die Ausrichtung der Hänge und die Qualität der Böden.

Momentan werden in Banjhakateri die Felder vorbereitet. Dann, kurz vor Beginn des Monsuns im Juni, werden die Setzlinge gekauft und eingesetzt. Wir gehen davon aus, dass in der ersten Phase ca. 1.000 bis 1.500 Kaffesträucher gepflanzt werden. Und wenn alles gut geht, kann in drei Jahren der erste organische Kaffee geerntet werden. Bis dahin wird es eine Kooperative geben, die die Verarbeitung der reifen Kirschen zu Parchment, den ‘ausgepackten’ und getrockneten Bohnen organisiert und diese auch an die regionale Kooperative verkauft. Detaillierte Informationen zu Setup und Organisation des Kaffeeprojektes in Banjhakateri sind in dieser Präsentation zusammengestellt.

Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Projekt starten konnten. Möglich war das nur durch die Unterstützung vor Ort, vor allem durch Ganga und Krishna. Aber auch durch unsere Freunde, die es uns mit ihren großzügigen Spenden für die Biogasanlage ermöglicht haben, dieses zweite Projekt anzugehen. Die Mittel, die wir bekommen haben, reichen für alle Ausgaben des Trainings und für die Anschaffung einer ‘Pulping-Maschine’, die zum ‘Auspacken’ der Kaffeekirschen benötigt wird. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an alle Spender!

Wir hoffen, dass dieses Projekt im wahrsten Sinne des Wortes Früchte trägt, und dass wir bei unserem nächsten Besuch in Nepal organischen Hochlandkaffee aus Banjhakateri trinken können!

Update 02.10.2014

Klaus ist zur Zeit in Banjhakateri und schickt uns News. Die Kaffeepflanzen wachsen und gedeihen im Monsunklima. Nur etwa 3% der Pflanzen sind nicht angegangen, 5 Pflanzen wurden gestohlen. Eine sehr gute Quote. Das spricht für die Motivation der Farmer. Die sind hochzufrieden, und durch Mund-zu-Mund-Propaganda wird der Kreis der Interessenten immer größer. Das freut uns sehr, denn je größer die zukünftige Kaffeeproduktion ist, desto besser läßt sich Kaffee aus Banjhakateri national und in ferner Zukunft auch international positionieren.

Hier noch ein paar aktuelle Bilder aus den Kaffeefeldern Banjhakateris.

 

Quellen und weitere Informationen:

One thought on “Projekt Cash Crop: Kaffeeanbau in Banjhakateri

  1. Mega cooles Projekt! Das erinnert mich an eine “schon erwachsene” Kaffeekooperative die ich 2010 in Guatemala (Infos: http://www.voiceofamountain.com/) besucht habe. Die Kaffeeproduktion und den Handel in den eigenen bzw. in den Händen einer Kooperative zu halten hat den Menschen dort neben den ökonomischen benefits extrem viel Kompetenzzuwachs, Selbstbewusstsein und Würde eingebracht. Das wünsch ich euren motivierten Farmern auch!

    All the best,
    Maria

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